Viele Hausärztinnen und Hausärzte in Nidwalden befassen sich rechtzeitig mit der Nachfolgeplanung. Dadurch ist die Versorgungssituation aktuell gewährleistet, hält der Regierungsrat in seiner Antwort auf einen Vorstoss fest. In naher Zukunft dürfte das klassische Modell jedoch nicht mehr genügen. Es braucht neue Ansätze. Der Regierungsrat zeigt sich offen und bereit, entsprechende Projekte zu unterstützen.
In einer Interpellation verlangen Landrat Mario Röthlisberger, Ennetbürgen, und Mitunterzeichnende eine umfassende Einschätzung des Regierungsrates zur hausärztlichen Grundversorgung in Nidwalden. Gleichzeitig wollen sie in Erfahrung bringen, wie einem Mangel an Hausarztpraxen begegnet wird und wie dabei die Nachwuchsförderung, neue Versorgungsmodelle oder Anreizsysteme für junge Ärztinnen und Ärzte zum Tragen kommen.
Der Regierungsrat hält in seiner Antwort fest, dass die hausärztliche Versorgung in Nidwalden gegenwärtig stabil ist. Mit 39 Hausärztinnen und -ärzten ist die Grundversorgung gewährleistet, ausser in Oberdorf sind in allen Gemeinden Arztpraxen beheimatet. Zudem sind Fachkräfte der Allgemeinmedizin, die altersbedingt Nachfolgerinnen oder Nachfolger für ihre Praxis suchen, meistens erfolgreich. «Viele Hausärztinnen und -ärzte befassen sich frühzeitig und mit grossem Engagement mit der Nachfolgeplanung», betont Gesundheits- und Sozialdirektor Peter Truttmann.
Der Regierungsrat ist sich bewusst, dass die Aufrechterhaltung des Netzes an Hausarztpraxen in naher Zukunft eine zunehmende Herausforderung wird. Fast die Hälfte der praktizierenden Ärztinnen und Ärzte wird in den nächsten zehn Jahren das ordentliche Pensionsalter erreichen. Um dem künftigen Bedarf frühzeitig zu begegnen, beteiligt sich der Kanton schon länger am Programm der Praxisassistenz in Hausarztpraxen, seit letztem Jahr auch in Kinderarztpraxen. Weiter will der Regierungsrat die Teilnahme am sogenannten «Luzerner Curriculum Hausarztmedizin» fortsetzen. Diese Programme zielen darauf ab, Medizinstudierende und Assistenzärztinnen bzw. -ärzte für die hausärztliche Tätigkeit in der Zentralschweiz zu gewinnen und dadurch gleichzeitig die Nachfolgeplanung in bestehenden Praxen zu erleichtern. So konnten schon mehrere junge Hausärztinnen und Hausärzte für Nidwalden gewonnen werden.
Fokus auf integrierte Versorgung
Der Regierungsrat betont, dass der enge Austausch zwischen Gesundheitsamt, Kantonsarzt und der Ärztegesellschaft zentral ist, um regionale Versorgungslücken zu identifizieren und gemeinsam tragfähige Lösungen zu erarbeiten. Ein zukunftsweisender Ansatz sind dabei auch Advanced Practice Nurses (APN) im ambulanten Bereich. Die umfassend ausgebildeten Pflegefachpersonen können Hausärztinnen und Hausärzte gezielt entlasten. Eine Praxis in Nidwalden macht davon bereits Gebrauch. «Wir sehen in diesem Modell ein bedeutendes Potenzial zur Stärkung der ambulanten Grundversorgung und hoffen, dass weitere medizinische Einrichtungen ähnliche Wege gehen werden. Deshalb soll mit der laufenden Überarbeitung des Gesundheitsgesetzes die rechtliche Basis geschaffen werden, um dieses oder andere innovative Modelle gezielt mit Beiträgen oder anderen Mitteln fördern zu können», so Peter Truttmann.
In seinem Leitbild 2035 strebt der Kanton Nidwalden an, bis 2028 eine Vorreiterrolle in der integrierten Gesundheitsversorgung zu übernehmen. Gemeint ist damit ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem die verschiedenen Akteure des Gesundheitswesens koordiniert daran arbeiten, die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung optimal sicherzustellen, selbst wenn die personellen Ressourcen in Bereichen wie Prävention, Behandlung oder Nachsorge knapp sind. Die Gesundheits- und Sozialdirektion beabsichtigt, im Verlauf von 2026 eine entsprechende Strategie zu erarbeiten und daraus einen Massnahmenkatalog abzuleiten. «Mit Blick auf künftige Herausforderungen im Gesundheitswesen ist es wichtig, über eine ganzheitliche Neuorganisation nachzudenken. Insbesondere müssen Wege gefunden werden, wie die Ärzteschaft ihren Fokus wieder vermehrt auf ihre Kernaufgabe legen kann und eine Entlastung bei den administrativen Aufwänden erfolgt», betont Peter Truttmann.







