Vom Aussterben bedrohte Fledermaus in Nidwalden gesichtet

Die Kleine Hufeisennase ist eine von 30 verschiedenen Fledermausarten in der Schweiz und auf der roten Liste. In Oberdorf wurde kürzlich eine Wochenstube entdeckt. Mittels Ultraschallaufzeichnung wurde ihre Existenz auch in Wolfenschiessen nachgewiesen. Jetzt werden weitere Vorkommen gesucht.

In der Schweiz kommen 30 verschiedene Fledermausarten vor, davon ist die Hälfte auch in Nidwalden präsent. Die Kleine Hufeisennase war einst in der Schweiz und in Mitteleuropa weit verbreitet. Seit 1940 ist der Bestand stark rückläufig. Dieser Trend ist höchstwahrscheinlich auf den Einsatz von Bioziden zurückzuführen. Auch wenn sich der Bestand zuletzt wieder etwas erholt hat, wird die Kleine Hufeisennase zurzeit auf der roten Liste geführt und als stark gefährdet eingestuft.

Als eine von drei Regionen in der Schweiz konnte sich die Kleine Hufeisennase in Obwalden festsetzen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Tiere von einem nahe gelegenen Quartier über den Ächerlipass zwischen Kerns und Dallenwil den Weg nach Oberdorf gefunden haben. Der Nachweis in Wolfenschiessen zeigt, dass in der Zwischenzeit noch weitere Quartiere in Nidwalden existieren dürften.

An der Decke hängend

Die Kleine Hufeisennase ist eine der wenigen freihängenden Fledermausarten in der Schweiz. Sie ist etwa daumengross, wiegt 6 bis 9 Gramm und hat eine Flügelspannweite von rund 23 Zentimetern. In einer Nacht fressen sie ein Drittel des eigenen Körpergewichts, dies entspricht etwa 1’000 bis 2’000 Insekten. Im frühen Sommer finden sich die trächtigen Weibchen zu sogenannten Wochenstuben in warmen und ruhigen Dachstöcken zusammen, wo sie Anfang Juli die Jungen zur Welt bringen und aufziehen. Das Jungtier wird bei der Geburt mit der Schwanzflughaut aufgefangen, danach beisst es sich sofort mit den Eckzähnen an Haftzitzen fest, damit es nicht runterfällt.

Im Laufe des Jahres nimmt das Insektenvorkommen ab und die Fledermäuse ziehen sich in ihre Winterquartiere zurück. Über diese Standorte ist noch relativ wenig bekannt. Die Kleine Hufeisennase verbringt den Winter meist in Höhlen und Felsspalten, die kühl und feucht sind und sie vor Feinden schützen. In den kalten Monaten verlangsamt sich ihr Herzschlag von 600 auf 15 bis 20 Schläge pro Minute.

Sie können Atempausen von bis zu 90 Minuten einlegen – im Wachzustand atmen sie 3- bis 6-mal pro Sekunde!

Sehr wahrscheinlich konnte die Kleine Hufeisennase noch an weiteren Orten im Kanton Nidwalden überleben oder sich wiederansiedeln. Die Bevölkerung wird gebeten, diesbezügliche Beobachtungen an Ingrid Schär, Fachstelle Natur- und Landschaftsschutz, Telefon 041 618 72 21, oder natur.landschaft@nw.ch zu melden. «Die Tiere sind freihängend im Dachstock sehr gut sichtbar. Sie ähneln auf den ersten Blick einer Dörrbirne und sind unverwechselbar», hält Ingrid Schär fest.

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