Römische Brandgräber in Oberdorf gefunden

Archäologen haben vor kurzem in Oberdorf eine bedeutsame Entdeckung gemacht. Beim Bau einer Fernwärmeleitung stiessen sie auf Brandgräber aus der Römerzeit. Die Funde werden nun in Luzern restauriert.

Bereits 1983 waren beim Bau des Gemeindehauses in Oberdorf sieben römische Brandgräber mit Grabbeigaben aus dem 1. und 2. Jahrhundert nach Christus zum Vorschein gekommen. Dies bedeutete damals eine grosse Überraschung, die einige Improvisation erforderte. Aus dem Stand heraus musste eine Rettungsgrabung organisiert werden, damit die Brandgräber geborgen werden konnten.

Archäologisches Fundortinventar erleichtert die Arbeit
Seit 2007 führt die Fachstelle für Archäologie im Staatsarchiv eine Datenbank über alle bekannten Fundstellen und archäologischen Verdachtsgebiete in Nidwalden. Mit Hilfe der Datenbank wurden zusammen mit den Gemeinden archäologische Zonen definiert. Heute informieren die Baubehörden die Fachstelle für Archäologie, wenn in einer dieser Zonen gebaut werden soll. So können allfällige archäologische Massnahmen im Voraus geplant und ohne grosse Verzögerungen umgesetzt werden. So auch aktuell in Oberdorf. Als die Genossenkorporation Stans den Bau einer Fernwärmeleitung durch das Gebiet plante, in dem vor 40 Jahren römische Brandgräber gefunden wurden, konnte zusammen mit der Bauherrschaft eine archäologische Begleitung des Aushubs organisiert werden.

Tatsächlich kamen im Leitungsgraben mindestens vier weitere römische Brandgräber zum Vorschein. Es handelt sich dabei um Keramikgefässe mit Leichenbrand und Grabbeigaben wie Fibeln, einem Schlüssel, einer Lanzenspitz und einer Messerklinge. Vier Tage dauerte die archäologische Grabung, während rund-herum die Bauarbeiten voranschritten. Um mehr Zeit für die Fundbergung zu haben, wurden drei Urnen als Block mitsamt der umgebenden Erde geborgen.

Die Funde in Oberdorf sind bedeutend, da die römische Besiedlung der Zentralschweiz und der schweizerischen Alpen insgesamt schlecht erforscht ist. In Nidwalden sind bisher lediglich Begräbnisplätze in Buochs und Oberdorf sowie vereinzelte Streufunde in der Stanser Ebene bekannt. Die Siedlungsplätze sind bislang aber unbekannt. Die entdeckten Brandgräber in Oberdorf sind ein weiteres Mosaiksteinchen zur Siedlungsgeschichte des Kantons zur römischen Zeit.

Die Funde werden aufgearbeitet
Während die Fachstelle für Archäologie den Bau der Fernwärmeleitung in Oberdorf weiter begleitet, werden die Funde in die Kantonsarchäologie Luzern gebracht und dort freigelegt, gereinigt, untersucht und dokumentiert. Anschliessend gelangen sie zurück nach Nidwalden, wo sie im Staatsarchiv für die weitere Forschung aufbewahrt werden. Denkbar ist etwa eine anthropologische Auswertung der Leichenbrände, die Aufschluss über Alter, Geschlecht und Herkunft der bestatteten Menschen geben könnte. Nach Abschluss der Fundbearbeitung in der Kantonsarchäologie wird sich zeigen, ob sich die Funde für weitere Forschungen eignen.

Artikel Teilen

Facebook
Twitter
Linkedin
WhatsApp

Ähnliche Beiträge