Gebietsfremde invasive Muscheln können Betreiber von technischen Anlagen unter Wasser teuer zu stehen kommen

Gebietsfremde Tiere und Pflanzen können in Gewässern grosse Schäden anrichten. Eine gefürchtete Vertreterin dieser sogenannten «invasiven Neobiota» ist die Quaggamuschel. Einerseits verursacht sie in Gewässern immense ökologische Schäden. Andererseits folgen aus einer Besiedlung durch die Muschel hohe finanzielle Aufwände für die Betreiber von Infrastrukturanlagen unter Wasser. Für Trinkwasser-, Kühl- oder Wärmeversorgungen ist es daher wichtig, dass Wassersport- und Fischereibegeisterte die einfachen Regeln beim Gewässerwechsel beachten und keine invasiven Muscheln unbemerkt mittransportieren.

Quaggamuscheln verursachen Schäden an Filtern und Leitungen unter Wasser

Quaggamuscheln können an den Entnahme und Aufbereitungssystemen der Wasserversorgungen, aber auch an anderen technischen Anlagen unter Wasser, z.B. zur Kälte- oder Wärmeversorgung, anhaften und sich dort vermehren. Die frei im Wasser schwebenden winzigen Larven (von Auge nicht sichtbar) werden von den Filtern vor den Leitungen nicht vollständig zurückgehalten und können diese so besiedeln. Erwachsene Muscheln überwuchern zudem die Filter und Ansaugkörbe vor den Leitungen selbst. Anlagenbetreiber im Bodensee und in den grossen Westschweizer Seen, in denen die Quaggamuschel bereits stark verbreitet ist, müssen inzwischen zusätzliche Kosten für Kontrollen, Reinigung, Unterhalt und allfällige bauliche Massnahmen miteinrechnen, um die Trinkwassergewinnung und -aufbereitung aufrecht zu erhalten.

Unterschied zwischen Wander- und Quaggamuschel

Eine ähnliche invasive Muschelart, die Wandermuschel, ist schon seit Jahrzehnten in der Schweiz etabliert. Im Gegensatz zu ihr verfügt die Quaggamuschel jedoch über Eigenschaften, die für die Betreiber von Anlagen unter Wasser besonders problematisch sind. Sie kann in nährstoffärmeren und kälteren Gewässern überleben, laicht das ganze Jahr über und sie kommt in viel grösserer Tiefe vor (weit über 100 m). So kann sie auch tiefer liegende, bisher geschützte Entnahmeeinrichtungen besiedeln.

Kosten entstehen durch kurz- und langfristige Gegenmassnahmen

Bereits jetzt kontrollieren noch nicht betroffene Anlagenbetreiber vermehrt ihre Anlagenteile, um einen Befall möglichst früh zu erkennen. Sobald die Quaggamuschel festgestellt wird, entstehen zusätzliche Aufwände für die Reinigung. Je nach Anlagentyp und Gewässer kommt eine manuelle Reinigung oder eine Desinfektion der Filter oder Seeleitungen in Frage. Noch sind nicht alle Methoden und Massnahmen gegen die Quaggamuschel ausreichend erprobt und die (langfristige) Wirkung ist ungewiss.

Mittel- und langfristig wird damit gerechnet, dass die Anlagen selbst angepasst werden müssen.

So können z.B. mechanische Vorfilter oder redundante Systeme eingebaut werden, die eine Reinigung ohne Betriebsunterbruch ermöglichen. Insbesondere solche baulichen Anpassungen sind kostspielig und können 5- bis 6-stellige Investitionskosten auslösen.

Bei den nach aktuellem Wissenstand noch nicht betroffenen Unternehmen in der Zentralschweiz ist die Besorgnis daher hoch. Auf Anfrage stuften beispielsweise die Wasserversorgung Küssnacht und das Elektrizitätswerk Lachen die Problematik der Quaggamuschel als besorgniserregend ein.

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