Elisabeth Zurgilgen erhält den Obwaldner Kulturpreis 2022

Der Regierungsrat des Kantons Obwalden hat Elisabeth Zurgilgen den mit 5000 Franken dotierten Obwaldner Kulturpreis zugesprochen. Er ehrt damit das literarische Werk der Sarner Autorin, das von einer unbändigen und kontinuierlichen Liebe zum Erzählen geprägt ist.

Schreiben ist für Elisabeth Zurgilgen eine unausweichliche Form der Lebensbewältigung. Seit über 40 Jahren verfasst sie fortwährend Texte, die gedruckt und gesprochen werden. Anfänglich als Journalistin und Essayistin gestartet (Reportagen, Kolumnen, Besprechungen), veröffentlichte sie 1988 mit der Gedichtreihe «Lengiziiti» ihr erstes lyrisches Werk. Damit war der Auftakt für ein literarisches Schaffen gemacht, das in der Folge seine Kraft stets auch daraus schöpfte, zu neuen Horizonten aufzubrechen. Bald verlief die künstlerische Entwicklung hin zu erzählerischen Texten, wie die Veröffentlichung von Kurzgeschichten, Erzählbänden und Hörspielen zeigte. Als Autorin der Rubrik «Zum neuen Tag» – später in «Morgengeschichten» umbenannt – stieg Elisabeth Zurgilgen 1997 zudem bei Radio DRS 1 ein. Dieses Engagement ermöglichte es ihr, prägnante zweiminütige Mundart-Kurzgeschichten nicht nur zu schreiben, sondern auch einem nationalen Radiopublikum zur morgendlichen Primetime selbst vorzutragen. Letztendlich war ihre Stimme während 22 Jahren jeden zweiten Monat während einer Arbeitswoche in zehntausenden von Stuben, Küchen oder Autos präsent. Über 700 Kurzgeschichten gingen in dieser Zeit über den Äther. Längst verbinden unzählige Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer ihren gepflegten Sarner Dialekt mit dem Kanton Obwalden schlechthin.

Einen weiteren Meilenstein in ihrer künstlerischen Biografie markiert das Erscheinen des ersten Romans «Kein Land für alte Frauen» im Jahr 2014. Erstmals tritt hier die eigenwillige wie unbeugsame Figur der Lea Pfister in Erscheinung, die dann auch in den drei folgenden Romanen «Kein Wunder, dass es bebt» (2016), «Solange sie die Trommel schlagen» (2018) und «Zeit der Arche» (2020) als Protagonistin im Kampf gegen das gesellschaftliche Vergessen, Gedankenlosigkeit und Zynismus antritt. Elisabeth Zurgilgens Interesse an Menschen und ihren Geschichten mündete verschiedentlich auch in essayistische Porträts, so geschehen bei den einfühlsamen Beschreibungen der Fabrikarbeiterin Berta Britschgi oder des Fotografen Sepp Reinhard. Bis heute legt Elisabeth Zurgilgen in ihrem Schaffen grossen Wert auf das Geschichten-Erzählen. Mit ihrem Podcast «Immertag-Geschichten» hat sie 2021 – mitten in der Coronapandemie – ein weiteres erzählerisches Format gefunden, dem sie sich seither intensiv widmet.

Die Qualitäten von Elisabeth Zurgilgens Texten sind in Literaturkreisen breit anerkannt. Bereits 2002 reüssierte sie beim Wettbewerb der Zentralschweizer Literaturförderung – einem kompetitiven Förderinstrument aller sechs Zentralschweizer Kantone – und erhielt einen Werkbeitrag zugesprochen. Drei Jahre später folgte die Nomination für den Publikumspreis des Luzerner Literaturfests. 2018 gelang es Elisabeth Zurgilgen, den Erfolg von 2002 zu wiederholen: Wiederum sprach ihr eine Fachjury im Rahmen der Zentralschweizer Literaturförderung einen Werkbeitrag für das Manuskript «Hospiz Casablanca» zu, aus dem dann der Roman «Solange sie die Trommel schlagen» entstand. Die Jurierung erfolgte auf der Grundlage anonymisierter Texteingaben von insgesamt 64 Autorinnen und Autoren aus der ganzen Zentralschweiz. In der Gesamtschau besticht ihr literarisches Werk durch eine aussergewöhnliche formale Vielfalt, durch eine unbändige Liebe zum Erzählen und durch eine schnörkellose Sprache.

Der Obwaldner Kulturpreis 2022 wird im Rahmen einer Feier übergeben. Zeitpunkt und Ort der Preisfeier sind noch nicht bekannt.

Zur weiteren Biografie der Preisträgerin
Elisabeth Zurgilgen, Jahrgang 1955, ist in Sarnen geboren und aufgewachsen. An der Universität Bern schloss sie ein Studium in Germanistik und Pädagogik ab und absolvierte danach die Ringier-Journalistenschule in Zofingen. Von 1984 bis 2002 arbeitete sie zunächst als freie Journalistin, später auch als redaktionelle Mitarbeiterin und Chefredaktorin bei verschiedenen Zeitungen (u.a. bei der Weltwoche, der NZZ, dem Magazin des Tagesanzeigers, der Neuen Luzerner Zeitung und dem Obwaldner Wochenblatt). Von 2002 bis zu ihrer Pensionierung 2018 wirkte sie an der Hochschule Luzern – Wirtschaft als Dozentin für Kommunikation Deutsch, seit 2009 im Rang einer Professorin. Sie lebt in Sarnen und hat einen Sohn und eine Tochter.

Obwaldner Kulturpreis
Der Kanton Obwalden verleiht in regelmässigen Abständen den Obwaldner Kulturpreis für besondere Verdienste um künstlerisches Schaffen und kulturelle Werte. Die ehrenvolle Auszeichnung soll insbesondere Urheber eines umfangreichen Werks würdigen, das aufgrund seiner Qualität und Aussagekraft auf das Kulturleben im Kanton über längere Zeit hinweg einen befruchtenden Einfluss hatte und weiterhin hat. Die bisher Ausgezeichneten sind:

  • Caspar Diethelm (Komponist), 1969
  • Bruder Xaver Ruckstuhl (Bildender Künstler), 1971
  • August Wirz (Komponist), 1973
  • Meinrad Burch-Korrodi (Goldschmied), 1977
  • Zita Wirz (Schriftstellerin), 1983
  • Julian Dillier (Schriftsteller), 1990
  • Bepp Haas (Maler), 1990
  • Franz Bucher (Maler/Bildender Künstler), 1996
  • Pater Eugen Bollin (Maler/Bildender Künstler/Lyriker), 1999
  • Adrian Hossli (Maler/Bildender Künstler/Theaterregisseur), 2003
  • Karl Imfeld (Volkskundler/Autor), 2006
  • Ruedi Rymann (Jodler/Komponist), 2007
  • Alois Spichtig (Grafiker/Bildhauer), 2010
  • Romano Cuonz (Schriftsteller), 2013
  • Josef Gnos (Musiker/Dirigent), 2016
  • Fotohaus Reinhard (Fotografie), 2019

RÜCKFRAGEN
Mittwoch, 6. Juli 2022, 10.00 – 12.00 / 14.00- 16.00 Uhr; Elisabeth Zurgilgen, Preisträgerin, Telefon 041 660 82 51 oder 079 455 02 05, E-Mail: e.zurgilgen@bluewin.ch

Mittwoch, 6. Juli 2022, 13.30 – 14.30 Uhr; Marius Risi, Leiter Amt für Kultur und Sport, Telefon 041 666 64 07.

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