Der Verein «Kulturlandschaft – Landschaft und Kultur in Obwalden» zeigt ab 15. Oktober 2022 in der Turbine Giswil eine Werkschau über die letzten fünf Jahre. Konzipiert als Dialog zwischen Kunstschaffenden und wissenschaftlichen Autorinnen und Autoren widmet sich die Ausstellung der universellen Frage, wie Landschaften Menschen prägen und Menschen Landschaften prägen.
In Giswil, Glattbrugg, Gordola oder Genf können die Landschaften noch so unterschiedlich sein, eines haben sie gemein: Sie sind Referenzpunkte für die Menschen – als Wohn-, Lebens-, Heimat- oder sogar Sehnsuchtsorte. Die meist unterschwellige Beschäftigung mit der umgebenden Landschaft nimmt nun die Ausstellung «Kultur Landschaft Obwalden: gestern – heute – morgen» in der Turbine Giswil auf. Sie gibt Kunst und Naturwissenschaft eine gemeinsame Plattform.
Dialog zwischen Kunst und Naturwissenschaft
Obwaldner Künstlerinnen und Künstler beschäftigen sich mit ihrer Landschaft und zeigen Werke, geprägt von ihren Lebenswelten. Erinnerungs- und Sehnsuchtsorte nehmen Gestalt Orte, die Wurzeln geben. Und Orte, die gedanklich abheben lassen. Die Werke zeigen auf, wie der Mensch seit vielen Jahren die Natur nach seinen Bedürfnissen gestaltet. Im Kontext dazu stehen die Visualisierungen der wissenschaftlichen Autorenbeiträge, die der Verein «Kulturlandschaft – Landschaft und Kultur in Obwalden» in den letzten fünf Jahren in Auftrag gegeben hat. Kunst und Kultur treten in Dialog mit der Naturwissenschaft. Wissenschaftliche Fakten und Geschichte verbinden sich mit visuellen und emotionalen Eindrücken der Kunstschaffenden. Von der Eiszeit bis in die Gegenwart – und weiter.
Exemplarisch für viele Regionen der Schweiz
Zentrales Prinzip der Ausstellung sind die Verbindungen zwischen den Disziplinen und den Autorenbeiträgen. Da wird die schöpferische Kraft aus der Natur in Form von Brauchtum thematisiert, dort die brachiale zerstörerische Wucht von Naturgefahren und wie man sie zu bändigen versucht. «Das Zusammenführen von wissenschaftlichen Fakten und dem visuellen und emotionalen Eindruck der Künstlerinnen und Künstler, das ist das Faszinierende an dieser Werkschau», erklärt Marie-Catherine Lienert, Leiterin und Kuratorin der Ausstellung sowie langjährige Dozentin an der Zürcher Hochschulen der Künste ZHdK. «Die Kunst hat schon immer geholfen, die Natur besser zu verstehen.» Die künstlerische Auseinandersetzung zusammen mit der wissenschaftlichen Sicht auf ein Thema, erzeuge neue Denkräume und Gewissheiten. «Die Ausstellung ist das Konzentrat der vertieften kreativen und untersuchenden Beschäftigung mit vielen Facetten des kleinen Ausschnitts der Welt, der Kanton Obwalden heisst. Dieser Raum steht trotz Kleinteiligkeit aber exemplarisch für viele Regionen der Schweiz und dem Potential und dem Wert, über seine eigene Landschaftsumgebung nachzudenken.»
Wissenschaftliche Beitrage werden visualisiert
Die Ausstellung in der Turbine Giswil führt die Besucherinnen und Besucher entlang einer Zeitachse vorbei an verschiedenen Ausstellungskojen durch die Obwaldner Landschaftsgeschichte. Beiträge aus der Kunst und der Naturwissenschaft werden themenzentriert nebeneinandergestellt und ergeben Synergien. Vorhandene Beiträge auf der Web-Plattform des Vereins erfahren in der Ausstellung eine Visualisierung. Ein reicher Fundus an wissenschaftlichen und künstlerischen Darstellungen der Landschaft in Form von Fotos, Karten, Drucken, Tabellen, Modellen und Objekten veranschaulichen die Entstehungsgeschichte der Landschaft. «Ziel ist es, das Werden, die Entwicklung und die Qualitäten unserer Landschaft ins Bewusstsein zu rücken und die Kulturlandschaft mit all ihren Facetten erlebbar zu machen», so Marie-Catherine Lienert. Die Werkschau zieht auch Kreise über die Turbine Giswil hinaus: Während der Dauer der Ausstellung speist sich die Arbeit Neobiota_2022 von Celia & Nathalie Sidler in den lokalen Lebensmittelhandel ein. Eine Butter, die verschiedene invasive Neophyten als Relief zeigt, kann in den Lebensmittelläden von Obwalden gekauft werden.
Fokusthemen Siedlungsentwicklung und Hochwasserschutzprojekt
Ein aktueller Fokus zeigt das Bemühen um die Landschaft und der Siedlungsentwicklung. Teile der Ausstellung Sarneraatal 2050, die mit dem Institut Architektur der Hochschule Luzern 2019 im Historischen Museum Sarnen gezeigt wurden, werden aufgrund des damaligen Grosserfolgs nochmals präsentiert und in den Ausstellungskontext eingebettet. Dazu gibt es als Premiere bereits erste Inhalte der Publikation Hochwasserschutzprojekt Sarneraa des Kantons Obwalden in Zusammenarbeit mit dem Verleger Gianni Paravicini zum Jahrhundertbauwerk zu sehen.
Rahmenprogramm mit Begehungen und Führungen für Kinder und Jugendliche
Begleitet wird die Ausstellung von einem reichhaltigen Rahmenprogramm mit Begehungen in die Landschaft sowie Vorträgen und Lesungen in der Ausstellung. Die Bevölkerung und Gäste von ausserhalb des Kantons sind eingeladen, sich direkt an diesem Diskurs zu beteiligen. Für Kinder und Jugendliche gibt es spezielle Führungen durch die Ausstellung. «Das Projekt ermöglicht es der Bevölkerung und insbesondere auch Schulen, das reichhaltige Erbe unserer Natur- und unserer Kulturlandschaft besser zu erschliessen», verdeutlicht Karl Vogler, Präsident des Vereins «Kulturlandschaft – Kultur und Landschaft in Obwalden». «Die Geschichte der Landschaft aufzuzeigen und zu kennen, das ist bewusstseins- und identitätsfördernd. Das Wissen darum, dass diese Werte nur erhalten werden können, wenn wir sie kennen, schätzen und schützen, das ist zentraler Gedanke dieses grossen Ausstellungsprojektes.»
Autorinnen und Autoren:
IG Baukultur, Seppi Berwert, Ludwig Degelo, Elsbeth Flüeler, Angelo Garovi, Eugen lmhof, Jodok lmhof, Peter Lienert, Markus Liniger, Gianni Paravicini, Daniel Rogger
Künstlerinnen und Künstler:
Olivia Abächerli, Jo Achermann, Judith Albert, Roman Britschgi, Franz Sucher, Nicole Buchmann, Barbara Gut, Stephanie Hess, Moritz Hossli, Christian Kathriner, Anna Raselli, Celia & Nathalie Sidler, Kurt Sigrist, Anna-Sabina Zürrer
Unterstützer:
Elektrizitätswerk Obwalden, Ernst Göhner Stiftung, Swisslos Kulturförderung Kanton Obwalden, Kulturlandschaft – Landschaft und Kultur in Obwalden, Casimir Eigensatz
Stiftung, CSS Luzern, Stiftung Corymbo, Dätwyler Stiftung, Eleonore Haag Stiftung, Elektro Furrer AG, Gasser Felstechnik AG, P. Herzog-Stiftung, Obwaldner Kantonalbank, Stiftung Monika Widmer, VIF Obwalden, BDO Sarnen, Einwohnergemeinden Sarnen, Alpnach, Kerns, Giswil, Engelberg, Frey Näpflin Stiftung, lnterkonsent AG Engelberg, Jörg Lienert, Kloster Engelberg, Leister AG, Die Mobiliar, maxon, Stiftung Obwalden Finanzhaushalt, Stiftung Obwaldner Kultur, Sarna Jubiläums-Stiftung, Windisch AG und weitere.
Weitere Informationen unter Kulturlandschaft – Landschaft und Kultur in Obwalden (kulturlandschaft-ow.ch)